Am 19. Februar 2020 wurde ein rassistisch und rechtsextremistisch motivierter Anschlag in Hanau verübt. Dabei wurden neun Menschen getötet: Gökhan Gültekin,Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun,Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Sechs weitere Menschen wurden verletzt. Das Attentat in Hanau ist eines der gravierendsten Beispiele für Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland.
Um die Namen der Opfer des rassistisch motivierten Anschlags in Hanau vom 19. Februar 2020 nicht zu vergessen und ein deutliches Zeichen gegen jegliche Form von Rassismus und Ausgrenzung zu setzen, wurde von der Initiative kulturelle Integration an der Seite von Kulturstaatsministerin Claudia Roth der bundesweite Aktionstag Hanau ins Leben gerufen.
Für den diesjährigen Aktionstag hatte die Initiative kulturelle Integration in Kooperation mit dem Bundesverband Musikunterricht e.V. (BMU) im April 2024 den Schulwettbewerb „Ohren auf für Hanau!“ ausgeschrieben. Deutschlandweit waren alle Musiklehrkräfte und ihre Schülerinnen und Schüler dazu eingeladen, sich zum Gedenken an das Attentat in Hanau mit einem musikalischen Beitrag zu den Themenbereichen Rassismus, Antisemitismus, Rechtsextremismus oder anderen Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu beschäftigen. Die ausgewählten rund 100 Schülerinnen und Schüler aller Schulformen aus acht verschiedenen Bundesländern waren vom 10.-12.2. nach Berlin eingeladen. Den Höhepunkt ihres Aufenthaltes bildete das Begegnungskonzert „Ohren auf für Hanau!“ im voll besetzten Krönungskutschensaal der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. In Anwesenheit von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Serpil Temiz Unvar, der Gründerin der „Bildungsinitiative Ferhat Unvar“ wurden neun von den Schülerinnen und Schülern selbstkomponierte und -inszenierte musikalische Live- und Video-Aufführungen präsentiert.
Die Schülerinnen und Schüler des Musik-Leistungskurses des RSG gehörten ebenfalls zu den Preisträgern. Sie präsentierten ihre Eigenkomposition „Über.Weiter.Leben!“, die gemeinsam im Unterricht komponiert wurde. Das Stück setzt sich mit der Biographie von Esther Bejarano auseinander, die 1924 in Saarlouis geboren wurde und die Shoah als Akkordeonspielerin im Mädchenorchester von Auschwitz überlebt hat.
Ziel der Komposition war es, die einzelnen Lebensabschnitte Esther Bejaranos mit geeigneten musikalischen Mitteln darzustellen und dabei eine Tonsprache zu finden, die sich dem Unsagbaren und Unbegreiflichen der Shoah ästhetisch annähert. Die einzelnen Sätze beziehen sich dabei auf Esthers Leben vor der Shoah, ihr Überleben während des Holocaust und ihr Weiterleben nach ihrer Befreiung. In diesem Zusammenhang spielen vor allem auch Esthers Erinnerungen eine zentrale Rolle, die mittels O-Ton-Aufnahmen verarbeitet wurden.
Die Komposition der Schülerinnen und Schüler stellt also den Versuch dar, sich dem Unbegreiflichen und Unsagbaren der Shoah musikalisch anzunähern und die Botschaft Esther Bejaranos „weiterleben“ zu lassen – gegen Antisemitismus, Faschismus und Rassismus.
Weitere Informationen:
https://www.kulturstaatsministerin.de/SharedDocs/Standardartikel/DE/2025/02/2025-02-12-hanau.html